Nach 25 Jahren kehrt die Künstlerin Marion van de Wardt mit ihrer Ausstellung ins Alters- und Pflegezentrum zurück. Wo einst eine ihrer ersten Ausstellungen stattfand, wurde am vergangenen Samstag, ein Vierteljahrhundert später, nun wieder eine eröffnet.
Malen und Energie tanken
Van de Wardt malt, um Zeit für sich zu haben, um abzuschalten, Energie zu tanken. In ihrer Arbeit als Pflegefachfrau gibt sie viel, setzt sich ein, kümmert sich. Das braucht viel Kraft und Energie, die sie irgendwie wieder auftanken muss. In der Malerei fand sie genau diesen Ausgleich. Durch Bekanntschaften fand sie den Zugang zum Malen und zu Künstlern und war begeistert. Es tat sich ihr eine bislang verborgene Welt auf. Zum ersten Mal konsumierte sie nicht nur Kunst, sondern traute sich auch selbst ran. Sie verliebte sich in Künstler, weil diese Felder lebten, welche sie auch gerne leben würde. Also besuchte van de Wardt während zwei Jahren die Kunstschule in Lenzburg. Ihr Arbeitspensum in der Pflege reduzierte sie.
Malen aus der inneren Mitte
Dass sie eine kreative Ader hat, wusste die Künstlerin aber schon vorher. So hat sie zum Beispiel Hutmacherkurse belegt, viel genäht, zeigte Interesse an Kleiderdesign. «Eigentlich wäre es mein Traum gewesen, Modedesignerin zu werden. Ich habe mich dann aber für den Pflegeberuf entschieden», sagt sie. In der Kunstschule wurde vor allem abstrakt gemalt. Gegenstände kamen kaum aufs Papier oder die Leinwand. «Man sollte nicht abbilden, was man schon sieht, sondern aus der inneren Mitte arbeiten und Dinge entstehen lassen», erklärt van de Wardt. Es galt Entscheidungen zu treffen, über Formen, Farben und Materialien. Aber nicht nach einer Vorstellung, sondern frei nach einer Art inneren Blick, dazu wird ein Konzept gewählt, welches näher erforscht wird.Es sind Themen wie z.B. Wasser, Begegnungen, Rhythmen, Naturräume. Eine Phase, die ihr als Künstlerin sehr viele Türen öffnete. Sie veränderte ihren Blick auf die Welt, auf die Natur, Strukturen, auf Bilder. Heute malt van de Wardt vorwiegend mit Acryl und Pigment sowie Mischtechniken, Monotypie, Lasuren, Tusch. «Für andere MalerInnen wäre es vielleicht eine Katastrophe zu sehen, welche Stile und Techniken ich in meinen Bildern mixe. Für mich aber stimmt es so», sagt sie.
Malend ins neue Jahrtausend
Im Jahr 1999 schloss sie die Kunstschule ab. Gemeinsam mit einem Künstlerkollegen entstand danach an Silvester das Projekt «Milleniumsbilder». Um punkt 12 Uhr nachts begannen die beiden zu malen. Jeder für sich, aber gemeinsam. Marion van de Wardt gab sich das Thema «Rhythmus» und malte immer an drei Bildern gleichzeitig. Das funktionierte sehr gut, weil sie eher ein speditiver Mensch sei, sagt sie. «Dadurch habe ich die Tendenz, zu schnell an einem Bild weiterarbeiten zu wollen und manchmal in die noch nasse Farbe gerate», so die Künstlerin. Durch die drei parallel entstehenden Bilder konnte sie dem etwas entgegenwirken. Musste eines trocknen, konnte sie es weglegen und am anderen weiterarbeiten. Schon im März 2000 hatten sich viele Bilder in ihrem Atelier angesammelt. «Und ich habe gemerkt, dass die Bilder raus und sich zeigen wollen», sagt sie weiter. So kam es schliesslich zu ihrer ersten Ausstellung in der Alten Kaserne in Winterthur. Wie es der Zufall wollte, war ihr Patenonkel, Jean Louis Müller, vor 25 Jahren Heimleiter des Alters- und Pflegezentrums Amriswil und lud Marion van de Wardt ein, auch hier auszustellen. Also fand noch im gleichen Jahr auch im APZ eine Ausstellung statt. Jetzt kehrt sie mit einer weiteren Ausstellung hierhin zurück. Am vergangenen Samstag fand die Vernissage statt.
Ein Bild sagt mehr als Worte
Durch ihre Bilder sollen Begegnungen und Dialoge entstehen, sie sollen berühren und trotz ihrer Abstraktheit sollen die Menschen etwas erkennen, etwas erleben, fühlen. Das Bild als Kommunikationsmittel ist ihr wichtig. Es geht nicht darum, zu verschönern oder zu dekorieren, sondern den Betrachtenden einzuladen. Die Bilder sind noch bis im September im Restaurant Egelmoos, vor der Dementenabteilung sowie in den Fluren der Wohnbereiche 1 und 2 sowie im Untergeschoss zu sehen. Die Ausstellung zum Thema «Naturräume» ist öffentlich und kann während den Öffnungszeiten jederzeit besichtigt werden. Alle Bilder sind käuflich. Wer gerne eine Führung oder ein Austausch mit der Künstlerin Marion van de Wardt möchte, darf sie gerne via Mail (mvdw71@protonmail.ch) oder Website (marionvdw.com) kontaktieren und einen Termin vereinbaren.