Kurz bevor Samichlaus und Schmutzli die hiesigen Stuben unsicher machten, begrüsste Stadtpräsident Gabriel Macedo die Anwesenden zur 52. Ausgabe der Amriswiler Gemeindeversammlung. Mit der Teilnahme an diesem Anlass tragen die Stimmberechtigten die Verantwortung für die Entwicklung der Stadt Amriswil für das kommende Jahr massgebend mit. Auf die Person genau, waren vergangene Woche gleich viele Stimmberechtigte anwesend, wie an der Gemeindeversammlung im Jahr zuvor. 169 von 8118 Eingeladenen fanden den Weg ins Pentorama. Eröffnet wurde die demokratische Traditionsveranstaltung wie immer mit einem bildreichen Jahresrückblick des Stadtpräsidenten.
Jubiläen, Feste und hoher Besuch
Mit Aktualitäten aus den Bereichen Politik, Bau, Gesellschaft, Feuerwehr, Sport, Kultur und Wirtschaft zeigte Stadtpräsident Gabriel Macedo auf, wie sich Amriswil in allen Bereichen stetig weiterentwickelt. So erwähnte er die Einweihung der neuen Alterswohnungen und Spitex-Büroräumlichkeiten, die Einweihung des Brunnens «Elixier des Lebens» der im Vorgarten des Neubaus entstand, die vier neuen E-Ladestationen beim Tellenfeld, das 30-Jahre-Jubiläum der Fachstelle für Offene Jugendarbeit YOYO, das Jubiläum der Mosterei Aachtal in Oberaach, des Feuerwehrvereins sowie des Tennisclubs und den Generationenwechsel bei Svec Uhren Bijouterie. Daneben fanden der Nachhaltigkeits- und Kreativmarkt, die KULTourbühne, der Schweizermeister- sowie Cuptitel von Volley Amriswil, aber auch die wetterbedingte Absage des Motocross, der slowUp, das Strassenfestival und die Bundesfeier mit Besuch des Bundesrates Erwähnung in seiner Rede. Ausnahmsweise fand auch eine personelle Änderung den Weg in den Jahresrückblick. So wurde Jörg Schweizer alias Suisse nach fast 40 Jahren Anstellung als Friedhofsgärtner bei der Stadt Amriswil im Herbst in die wohlverdiente Pension entlassen. Seine Nachfolge hat mit Jonas Pauli ein erfahrener Berufskollege angetreten.
Die Abstimmungen im Jahr 2025
Auch in diesem Jahr wurden die Amriswilerinnen und Amriswiler mehrfach an die Urne und um ihre Stimme gebeten. Im Februar stand der Grundsatzentscheid zum Hallenbad an. Damals hat sich deutlich gezeigt, dass Amriswil kein Hallenbad möchte und hat den notwendigen ersten Planungskredit mit klarer Mehrheit abgelehnt. Im Mai haben die Stimmberechtigten die guten Jahresabschlüsse der Stadt sowie der Regio Energie Amriswil REA klar genehmigt und der Unvereinbarkeitsinitiative zugestimmt. Somit dürfen in Amriswil der Stadtpräsident und die Mitglieder des Stadtrates nur dann im National- oder Ständerat mitwirken, wenn ihr Pensum in der Amriswiler Behörde maximal 60 Prozent beträgt. Im September legten die Stimmberechtigten wiederum zwei deutliche Ja in die Urne. Dabei ging es um den Kredit über 2,65 Millionen Franken für die Sanierung der rund 30 Jahre alten Alterswohnungen zu genehmigen sowie dem Stadtrat die Kompetenz zu erteilen, das Bauland im Industriegebiet Buchenhölzli für einen festgesetzten Mindestquadratmeterpreis verkaufen zu dürfen.
Was passiert in den kommenden Monaten?
Nach dem Rückblick wagte Stadtpräsident Gabriel Macedo auch einen Ausblick auf das, was die Stadt Amriswil in naher Zukunft erwartet. So haben verschiedene Baustellen das Jahr 2025 geprägt, was an den meisten Amriswilerinnen und Amriswilern – insbesondere auf den Strassen – nicht entgangen sein dürfte. So wurde der Verkehr auf der Säntisstrasse zum Beispiel während mehrerer Monate im Einbahnregime geführt, was wohl für einige Umwegfahrten gesorgt haben dürfte. Aber auch die grosse Baustelle am Bahnhof hat nicht nur die zuständige Baukommission beschäftigt – Und sie wird auch noch einige Zeit andauern. Fast fertiggestellt und bald in Betrieb genommen werden können die neuen Veloabstellanlagen. Bis zur Fertigstellung im Jahr 2027 wird die Baustelle ihre Erscheinung noch einige Male verändern, was sicherlich auch noch einiges an Verständnis bedarf. Aber nicht nur beim Bahnhof, auch bei den Sportanlagen Tellenfeld dürfte sich unter Umständen einiges ändern. Da die vorhandenen Sportplätze sehr gut ausgelastet und die Rasenflächen daher stark belastet sind, wird aktuell der Bau eines Kunstrasenplatzes geprüft. Dieser soll eine ganzjährige Nutzung bei jedem Wetter möglich machen und gleichzeitig die anderen Plätze entlasten. Das Bauvorhaben wird zu gegebener Zeit eine Urnenabstimmung erfordern. Ausserdem macht sich der Stadtrat Gedanken über die baulichen Entwicklungen des Pentorama. In den 20 Betriebsjahren konnte viel Erfahrung gesammelt werden, es sind im Laufe der Zeit aber auch viele Wünsche und Verbesserungsvorschläge an den Stadtrat herangetragen worden. Ob man zum Beispiel dem Problem von fehlenden Backstageräumen oder zu wenigen Duschen und Umkleiden mit einem Anbau entgegenwirken und damit die Attraktivität des Pentorama steigern könnte, wird nun geprüft. Gleichzeitig könnten vielleicht Proberäume für Kultur- und Musikvereine erstellt werden. Für einen solchen Anbau stünde hinter dem Pentorama, zwischen dem Gebäude und dem Hegibach, genügend Fläche zur Verfügung. Diese Ideen möchte der Stadtrat im kommenden Jahr vertieft prüfen und allenfalls eine notwendige Urnenabstimmung erarbeiten. Apropos Abstimmung: Dies wird im März 2026 in Amriswil zum ersten Mal auch digital möglich sein. Interessierte Stimmberechtigte können sich dafür unter anmeldeverfahren.e-voting.tg.ch anmelden. Anmelden können sich die Jasserinnen und Jasser aus Amriswil zudem auch für eines von drei Probejassen für die Qualifikation im Donnschtig Jass vom 6. Mai. Ob die Sendung am 6. August schliesslich in Amriswil oder in Wuppenau stattfinden wird, entscheidet sich am 30. Juli im Berner Oberland. Wer mitmachen möchte, kann sich ab sofort via Mail an donnschtig-jass@amriswil.ch anmelden.
Ein finanzieller Ausblick
Nach den einleitenden Worten eröffnete Stadtpräsident Gabriel Macedo die Gemeindeversammlung offiziell und stellte das Budget 2026 vor. Beraten wurde das Budget an zwei Sitzungen, am 19. August und am 2. September. Bereits damals konnte der Stadtrat feststellen, dass sich der aktuelle Geschäftsverlauf ungefähr im erwarteten Rahmen bewegt. Auf diesem Wissen wird jeweils auch das Budget des folgenden Jahres erstellt. So rechnet die Stadt Amriswil für das Jahr 2026 mit einem Ertragsüberschuss von rund 624'000 Franken. Dieser Gewinn ist darauf zurückzuführen, dass Aktien der Oberthurgau Immobilien AG aufgewertet und ins Finanzvermögen verschoben werden müssen. Würde man diesen Buchgewinn abziehen, würde das Budget um rund 750'000 Franken schlechter aussehen und anstelle eines Ertragsüberschusses einen kleinen Aufwandüberschuss ausweisen. Im Alters- und Pflegezentrum wird mit einem Ertragsüberschuss von rund 46'000 Franken und bei den Alterswohnungen mit einem Aufwandüberschuss von rund 118'000 Franken gerechnet. Letzteres ist auf den Neubau und die Sanierung der Alterswohnungen zurückzuführen. Es ist zu erwarten, dass die ASA-Rechnung wegen der hohen Abschreibungen für den Neubau in den nächsten Jahren weiterhin negativ abschliessen wird, was aber der Planung entspricht. Mittelfristig dürfte dann auch die Rechnung der Alterswohnungen wieder positiver aussehen, wenn die ersten Abschreibungen auslaufen. Gerechnet wurde für die Budgets 2026 mit einem gleichbleibenden Steuerfuss von 63 Prozent. Hierbei ist auch keine Änderung vorgesehen. Eingerechnet wurden Lohnanpassungen von insgesamt 1,0 Prozent, wovon 0.6 Prozent für individuelle Lohnerhöhungen und 0.4 Prozent für die reguläre Teuerung vorgesehen sind.
Investitionen in die Infrastruktur
Für die Stadt Amriswil sind im Jahr 2026 Investitionen in der Höhe von rund 1.2 Millionen Franken vorgesehen. Diese Summe verteilt sich auf drei Strassenbauprojekte, an der Weidwiesenstrasse in Oberaach sowie an der Mittleren Grenzstrasse und der Wuhrstrasse in Amriswil.
Erneut tiefere Steuereinnahmen
Vergleicht man die beiden Budgets 2025 und 2026, erkennt man grössere Unterschiede beim Ertrag des kantonalen Finanzausgleichs. Während das Budget 2025 noch einen Ertrag von 3,5 Millionen Franken vorsieht, wird für das kommende Jahr mit 4,7 Millionen Franken gerechnet. Dies, weil sich die Steuerkraft der Stadt Amriswil nicht gleich positiv entwickelt, wie der kantonale Durchschnitt. Dennoch wird bei den Steuern mit einem Mehrertrag von 490'000 Franken gerechnet. Dafür werden die Pflegekosten wohl noch weiter ansteigen, weshalb für das Budget 2026 einen Mehraufwand von 250'000 Franken für die stationäre Pflege prognostiziert wurde.
Dem präsentierten Budget sowie dem gleichbleibenden Steuerfuss von 63 Prozent stimmten die Anwesenden am Donnerstagabend einstimmig zu.