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Der fehlende Schulraum ist und bleibt grosses Thema

4. Dezember 2025
Die Mehrzweckhalle in Sommeri war bis fast auf den letzten Platz gefüllt. Dennoch war nur ein Bruchteil aller Stimmberechtigten an der Versammlung der Schulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri anwesend.

164 von 9'575 Stimmberechtigten folgten der Einladung der Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri und nahmen am Montag an der Schulgemeindeversammlung teil. Damit waren 1.7 Prozent aller Eingeladenen anwesend. Und dennoch ist die VSG im Moment in aller Munde. Denn einen Tag vor der Versammlung wurde mit dem knappen Nein zum Baukredit Ersatzneubau und Provisorium Schulhaus Hemmerswil bereits das zweite Projekt der Schule in kurzer Zeit mittels Urnenabstimmung gestoppt. Klar also, dass die steigenden Schülerzahlen sowie der knapp werdende Schulraum und die Finanzstrategie auch am Montag übergeordnetes Thema waren. 

Ein Sitz in der Schulbehörde wird frei
Während an der letzten Schulgemeindeversammlung fünf Behördenmitglieder verabschiedet wurden, war es dieses Jahr mit Sascha Angehrn nur jemand, den Schulpräsident Michael Stäheli-Engel aus der Behörde gehen lassen muss. Angehrn übernimmt per 1. Februar 2026 die Leitung des Amtes für Volksschule des Kantons Thurgau und ist daher gezwungen, aus der hiesigen Behörde zurückzutreten. Wer seinen Sitz in der VSG einnehmen wird, wird im Juni kommendes Jahr im Rahmen einer Ersatzwahl bekannt. Wahlvorschläge können bis am 20. April eingereicht werden. 

Der Druck steigt weiter
Wichtige Stossrichtungen der aktuellen Legislatur sind die Überprüfung der strategischen Schulraumentwicklung und der Finanzstrategie mit einer priorisierten Aufgaben- und Verzichtsplanung. Wie aber schafft es die Behörde, dass die hiesigen Kinder auch in fünf Jahren noch genügend Raum zum Lernen haben? Angeführt von dieser Frage präsentierte Jürg Affentranger, Präsident der Liegenschaftenkommission, die künftigen und aktuellen Bauprojekte. Die Schülerzahlen steigen, genauso wie der Druck auf den Schulraum. Zeitgleich nehmen die Anforderung an Schulraum und die Lehrpersonen zu. So sind zwischen 2021 und 2025 gut 200 Schüler, also zehn Klassen, dazugekommen. Und die Prognosen zeigen, dass die Zahl weiter steigen wird. Die strategischen Leitgedanken zur Schulraumplanung, funktionalen und nachhaltigen Schulraum zu planen, bedeuten kurzfristig, die Nutzung des bestehenden Schulraums zu optimieren. Mittelfristig verlangen sie, Erweiterungen umzusetzen und langfristig, die Zukunft des Schulraums zu sichern. «Dabei sind kurzfristige Massnahmen lediglich als Zwischenlösungen zu betrachten», so Affentranger. Die heute bestehenden Räume sind voll ausgelastet und Klassen müssen teilweise in andere Schuleinheiten verschoben werden. Das bedeutet für Familien und Schüler weniger Stabilität und Unsicherheit – genauso für die Mitarbeitenden. Enge Räume erschweren zudem den Unterricht. Aktuell gibt es Provisorien beim Schulhaus Mühlebach, in der Freiestrasse und im Oberfeld ab 2026. Mittelfristige Projekte haben das Ziel, den Schulraum zu entlasten. Das Provisorium in Sommeri z.B verleiht der Behörde wieder etwas Zeit, das Projekt nach dem Nein der Stimmberechtigten vom 18. Mai 2025 nochmals zu überarbeiten. Im Sonnenberg läuft aktuell die Projektierung, so dass im Idealfall Mitte nächstes Jahr der Baukredit zur Abstimmung kommen kann. Nachdem am vergangenen Abstimmungssonntag auch der Baukredit für das Schulhaus Hemmerswil abgelehnt wurde, werden für diesen Standort nun Varianten und Alternativen geprüft – Sanierungen, Erweiterungen oder Provisorien. 

Investitionen in die Zukunft der Kinder
Langfristige Ziele mit hoher Priorität gibt es für die Schulanlagen Oberfeld, Mühlebach, und Kirchstrasse. Kindergärten braucht es im Oberfeld und in der Kirchstrasse, Primarklassen an allen drei Standorten und schulergänzende Massnahmen sowie Doppelturnhallen in Mühlebach und an der Kirchstrasse. Mittlere Priorität hat aktuell noch die Sekundarstufe. Im Egelmoos ist demnach eine Sanierung und/oder eine Erweiterung notwendig, im Tellenfeld Sandbreite ein Provisorium oder eventuell ein Neubau. Diese langfristigen, strategischen Ausrichtungen sind für die nächsten rund sieben Jahre angedacht.

Steuerfusserhöhung auf 97 Prozent
Die finanzielle Belastung aufgrund oben genannter sowie weiterer notwendiger Investitionen in die Infrastruktur nimmt zu. Dies, obschon die Schulgemeinde vom Kanton pauschalisierte Beiträge für die Schüler erhält, worin auch Infrastrukturkosten enthalten sind. Dennoch muss die Schulgemeinde zusätzlichen Schulraum frühzeitig planen, erstellen und vorfinanzieren. Mit den anstehenden Investitionen werden die Steuern schrittweise erhöht werden müssen, um den Finanzbedarf decken zu können. Die Schulverwaltung verfolgt weiterhin die Devise, keine Steuern auf Vorrat zu erheben. Ebenso möchte sie aber dem Risiko einer Überschuldung auf Kosten der künftigen Generationen entgegenwirken. Schon im vergangenen Jahr wurde der Steuerfuss daher um zwei Prozent erhöht. Dass weitere Erhöhungen notwendig sind, zeichnete sich bereits damals ab. Nun wurden die Anwesenden erneut um eine gleiche Erhöhung gebeten. Mit 153 Ja-, zu fünf Nein-Stimmen bei sechs Enthaltungen wurde der Steuerfusserhöhung auf neu 97 Prozent deutlich zugestimmt. 

Schülerzahlen lassen Aufwand ansteigen
Wie schon in den Vorjahren wird auch das Budget 2026 nicht ausgeglichen sein. «Wir werden versuchen, die Budgetzahlen in allen Bereichen zu erreichen, beziehungsweise zu verbessern», so Helen Scalco-Klingler, Präsidentin der Finanzkommission. Der Behörde sei es ein Anliegen, nicht nur die Steuern zu erhöhen, sondern auch die Ausgaben genau zu prüfen. Im Budgetprozess hat die Behörde erneut Massnahmen in die Wege geleitet, um Aufwand und Ertrag möglichst auszugleichen. Das Budget wurde mit dem Steuerfuss von 97 Prozent erstellt. Dabei übersteigen die Aufwände die Erträge um gut 315'000 Franken. Gegenüber dem Vorjahr fällt der Gesamtaufwand um 1,6 Millionen Franken höher aus. Dies aufgrund des stetigen Wachstums der Schülerzahlen und den damit verbundenen zusätzlichen Personalkosten. Dieser Trend wird sich wohl auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Der Gesamtertrag ist gegenüber dem Budget 2025 um 1,5 Millionen Franken höher. Weil 2026 von einer höheren Steuerkraft ausgegangen wird, wird dafür mit tieferen Erträgen aus dem Finanzausgleich gerechnet. Der abgelehnte Baukredit in Hemmerswil hat kaum direkte Auswirkungen auf die Erfolgsrechnung, so dass diese weitgehend unverändert bleibt. Einzig der zusätzliche Zinsaufwand für das Fremdkapital fällt weg und Abschreibungen gibt es keine. 

Deutlich mehr Personalaufwand 
Auffallend, verglichen mit dem Budget 2025, ist im Budget 2026 der Mehraufwand für das Personal. Mit den steigenden Schülerzahlen wird mit zwei zusätzlichen Klassen sowie einer zusätzlichen Kleinklasse auf Sekundarstufe gerechnet. Zudem braucht es mehr Ressourcen in den Bereichen Logopädie und Deutsch als Zweitsprache. In der Verwaltung steigt der Bedarf an Stellenprozenten für Schulbusfahrende sowie den Informatiksupport. Zudem wird eine 60 Prozent-Stelle in der Kommunikation geschaffen. Auch der höhere Sachaufwand ist auf die steigenden Schülerzahlen zurückzuführen. Bei den höheren Abschreibungen fallen vor allem Kommunikationssysteme und die Informatik ins Gewicht. 

Die Schule investiert in die Infrastruktur
Die Summe der Investitionen in Hochbauten belauft sich 2026 auf rund 11,24 Millionen Franken. Aufgrund des negativen Abstimmungsergebnisses vom vergangenen Sonntag fallen die acht Millionen Franken für die Schulanlage Hemmerswil weg. Im Sonnenberg setzt sich der Betrag von 1,1 Millionen Franken aus dem Projektierungskredit, einem Teilbetrag des Baukredits sowie der Planung der Sanierung der Mehrzweckhalle zusammen. Für das Schulhaus Oberfeld sind in der Investitionsrechnung insgesamt 450'000 Franken für das Provisorium sowie für die Planung des Erweiterungsbaus, inklusive Gebäudeertüchtigung, vorgesehen. Bei der Schulanlage Nordstrasse muss das Flachdach der Turnhalle saniert werden, im Neubau sind brandschutztechnische Umbauten notwendig. Zudem werden die Umgebung des Altbaus sowie der Pausenplatz neu gestaltet. In Sommeri wird derweil das Schulhausprovisorium geplant und der Spielplatz saniert. In Hagenwil wird in die Planung der Schulraumerweiterung und in die Brandschutzertüchtigung investiert. Das Total der Investitionen in die Haustechnik beläuft sich auf 1,2 Millionen Franken. In den Sekundarschulen und im Schulhaus Nordstrasse ist ein Beleuchtungsersatz erforderlich. Die Summe der Informatik-Investitionen beläuft sich auf 455'000 Franken. Aufgrund der Schulraumerweiterung werden die Investitionen wohl auch in den kommenden Jahren nicht abnehmen. Zumal mit der Eröffnung von bis zu zehn zusätzlichen Klassen gerechnet werden muss. 

Ein deutliches Ja zum Budget
Vor der Abstimmung zum Budget 2026 wurde an der Versammlung am Montagabend der Antrag gestellt, dass die Schulbehörde 500'000 Franken an Investitionen einsparen soll. Bei welchen Projekten diese Summe genau gestrichen werden soll, überliess der Antragsteller der Behörde. Der Antrag wurde mit 103 Nein-, zu 48 Ja-Stimmen, bei 13 Enthaltungen abgelehnt, das Budget 2026 wie vorgestellt mit deutlicher Mehrheit angenommen. 

Der Steuerfusserhöhung und dem Budget 2026 wurde mit grosser Mehrheit zugestimmt.
Der Steuerfusserhöhung und dem Budget 2026 wurde mit grosser Mehrheit zugestimmt.
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