Beat Hubmann ist Geschäftsführer der Ramseier Aachtal AG und erzählt im Interview unter anderem, wie er zum Apfelsaft gekommen ist und was das Jubiläum für ihn persönlich bedeutet.
Beat Hubmann, was hat Sie dazu inspiriert, eine Karriere in der Mostobstverarbeitungsbranche einzuschlagen? Gab es ein bestimmtes Ereignis oder eine Person, die Sie geprägt hat?
Als Bauernsohn bin ich von klein auf mit der Obstverarbeitung in Berührung gekommen. Mein Grossvater hat damals einen Teil des Safts von der Mosterei zurückgenommen, auf dem Hof pasteurisiert – und ich durfte ihm dabei helfen. Früher haben wir zu Hause fast nur Süssmost getrunken. Heute trinke ich lieber Schorle, geblieben ist aber mein grosses Interesse daran, Rohstoffe zu Lebensmitteln zu verarbeiten. Besonders gefällt mir, dass ich beim Verarbeitungsprozess vom Mostobst bis zum fertigen Produkt live mitarbeiten kann – das finde ich eine coole Sache. Mit ein bisschen Stolz freue ich mich zudem jedes Mal, wenn ich ein RAMSEIER-Produkt im Kühlregal oder in einem Restaurant sehe.
Welche Aspekte Ihrer Arbeit in der Mostobstverarbeitung begeistern Sie am meisten?
Eine Mostobstsaison erfordert viel Organisation. Wir koordinieren zahlreiche Partner – für mich eine spannende Herausforderung. Trotz guter Planung braucht es Flexibilität und lösungsorientiertes Handeln. Jeder Herbst ist wie ein Projekt, das wir im Team gemeinsam meistern und auf das wir später zufrieden zurückblicken.
Wie begann die Geschichte der Mosterei?
Unsere Mosterei gibt es seit 1906. Schon damals war sie ein wichtiger Ort der Obstverarbeitung in der Ostschweiz. Viele Familien bringen seit Generationen ihr Obst zu uns – diese enge Verbindung prägt uns bis heute. Im Jahr 1995 wurde mit der RAMSEIER Suisse AG eine gemeinsame Aktiengesellschaft gegründet und mehrere Mosterei-Standorte in Oberaach zusammengelegt. Damit konnten wir die Verarbeitung in der Region langfristig sichern – ganz nach dem Grundsatz: Schweizer Getränkekompetenz, wo Innovation auf Tradition trifft. Heute sind wir ein verlässlicher Arbeitgeber, bieten Stabilität und pflegen eine enge Verbindung zur Region.
Wie hat sich die RAAG in den letzten drei Jahrzehnten weiterentwickelt?
Die letzten 30 Jahre waren geprägt von Wachstum und technologischem Fortschritt. Schrittweise investierten wir in moderne Anlagen und entwickeln unsere Prozesse weiter. Ein Meilenstein war der Ausbau der Presskapazitäten: Mit sechs leistungsstarken Obstpressen sind wir heute die grösste Mosterei der Schweiz. Neue Technologien machen die Verarbeitung effizienter und ressourcenschonender. So verbinden wir traditionelle Werte mit zeitgemässer Schweizer Getränkekompetenz – immer mit dem Anspruch, hochwertige Produkte aus regionalen Rohstoffen herzustellen.
Welche Werte verbinden die RAAG mit den lokalen Partnerbetrieben?
Unsere Zusammenarbeit mit den Mostobstlieferanten basiert auf Vertrauen und Partnerschaft. Wir unterstützen die Bauern aktiv, etwa mit unserer Baumschnittgruppe, die direkt bei der Pflege hilft, um Ertrag und Qualität zu sichern. Rund drei Viertel des Obstsaftes in unseren Getränken wird hier in Oberaach gepresst – ein klares Zeichen unserer regionalen Verwurzelung und Wertschöpfung.
Wie meistern Sie schwankende Bedingungen, und welches Jahr sticht hervor?
Die Natur bestimmt den Takt – wir passen uns laufend an. Dank Erfahrung und eingespielten Prozessen gelingt das unabhängig von der Erntemenge. Besonders 2018 bleibt in Erinnerung: Dank guter Blüte und optimaler Wasserversorgung erlebten wir eine Rekordernte. Solche Jahre zeigen, wie wichtig Prozesse, Infrastruktur und Teamgeist sind, um Spitzenmengen zu bewältigen. Für 2025 rechnen wir hingegen mit einer normalen Ernte von rund 25’000 Tonnen.
Wo sehen Sie die RAAG in den nächsten zehn Jahren?
Wir wollen die Mostobstverarbeitung in der Schweiz weiter stärken, ein verlässlicher Partner der Landwirtschaft bleiben und unsere Position als führende Mosterei ausbauen. Deshalb investieren wir laufend in Anlagen und Abläufe, achten auf sparsamen Umgang mit Wasser und Energie und wollen die Umwelt möglichst wenig belasten. Wir wollen Bewährtes erhalten und Neues aufnehmen – immer mit dem Ziel, hochwertige Schweizer Getränke aus regionalen Rohstoffen zu schaffen.
Was bedeutet dieses Jubiläum für die RAAG und wie feiern Sie 30 Jahre?
30 Jahre RAAG sind für uns Anlass, innezuhalten und Danke zu sagen – an Mitarbeitende, Produzenten und Partner. Es ist eine Geschichte von Herzblut, handwerklichem Können und dem Willen, die Mostobstverarbeitung in der Region lebendig zu halten. Wir feiern mit einem Tag der offenen Tür, Betriebsrundgängen, Degustationen und einem Programm für Gross und Klein. Im Mittelpunkt steht unsere Mosterei – und die Menschen dahinter, die diese Geschichte möglich gemacht haben.
____________________________________________________________________________
30 Jahre Ramseier Aachtal AG
Zum Jubiläum lädt die Ramseier Aachtal AG morgen Samstag, 13. September, von 11 bis 16 Uhr, alle Interessierten zum Tag der offenen Tür ein. Es gibt spannende Einblicke, ein vielseitiges Programm und regionale Köstlichkeiten.