Einmal im Jahr treffen sich Oberthurgauer Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter zur Firmenbesichtigung, einem Fachreferat und abschliessendem Networkingapéro. Das Oberthurgauer Wirtschaftsmeeting findet alternierend in Romanshorn, Arbon und Amriswil statt. Am Mittwochmittag wurde der Anlass im Pentorama durchgeführt. Vorgängig hatten die angemeldeten Unternehmerinnen und Unternehmer sowie die politischen Vertreterinnen und Vertreter die Möglichkeit, ausgewählte Firmen der Region zu besichtigen. Zur Auswahl standen die Flyerline AG in Altnau, die Signer AG in Enentaach-Erlen, die Pantec Schweiz AG in Erlen sowie die Eugster/Frismag AG in Amriswil. Anschliessend traf man sich für den offiziellen Teil im Pentorama. Kris Vietze, Präsidentin der IHK Thurgau, hielt das Inputreferat zur aktuellen wirtschaftlichen Lage im Kanton Thurgau.
Krisen gemeinsam bewältigen
Die jetzige weltweite Wirtschaftssituation ist von erhöhter Unsicherheit, geopolitischen Spannungen und einem schwachen Wachstum geprägt, was sich in den meisten Ländern negativ auf die Investitionstätigkeit und die Schaffung von Arbeitsplätzen auswirkt. Die Schweiz verzeichnet aktuell nur ein leichtes Wirtschaftswachstum, was durch die Geringe Nachfrage aus dem EU-Raum und die Auswirkungen der US-Zölle gedämpft wird. Umso wichtiger sei es gerade in schwierigen Situationen, Kontakte zu festigen, neue zu knüpfen und Krisen gemeinsam zu bewältigen. So soll der Wirtschaftsstandort Oberthurgau durch innovative Unternehmen stark bleiben und es bleibt zu hoffen, dass die hiesigen Firmen ohne Stellenabbau durch diese aktuell schwierige Situation kommen.
Handelspolitik ist keine Nebensache
Der 1. August 2025 hat für viele Unternehmen in der Schweiz, insbesondere in der Ostschweiz, einen bitteren Beigeschmack und wird wohl als schwarzer Tag in Erinnerung bleiben. Dann nämlich hat die US-Administration angekündigt, dass der Grossteil der hiesigen Exportware mit einem saftigen Zusatzzoll von 39 Prozent belegt wird. So werden zum Beispiel Schweizer Schoggi, Käse, Uhren, Maschinen, etc. in der USA um gut einen Drittel teurer. Was für Konsumenten nach einem schlechten Scherz klingt, bedeutet für die exportorientierten Unternehmen eine existentielle Herausforderung. Wettbewerbsfähig zu bleiben, während andere Länder mit lediglich 15 Prozent Zöllen rechnen, ist eine grosse Herausforderung. Ein Schock mit Folgen. Hinzu kommt, dass der US-Dollar seit Jahresbeginn gegenüber dem Franken über 10 Prozent verloren hat. Die bestehenden Verträge mit den Kunden unter diesen Voraussetzungen noch einhalten zu können, grenzt an die Unmöglichkeit. Kris Vietze vergleicht die aktuelle Situation mit jener der vergangenen Coronazeit. Ein gegenseitiges Entgegenkommen ist unumgänglich. «Unsere Unternehmen zeigen in der aktuellen Situation Rückgrat, erwarten aber politische Lösungen aus Bern und aus Washington», so Vietze. Handelspolitik ist also keine Nebensache, sondern entscheidet über Jobs, Wachstum und Wohlstand. Und Zölle sind längst nicht mehr nur Mittel zur Einnahmeerzielung, sondern Machtinstrument. Für die Schweiz bedeutet dies, dass die Handelsbeziehungen diversifiziert werden müssen. Ebenso betont Vietze, dass die Region nur dann erfolgreich bleibe, wenn Unternehmen Innovationen vorantreiben und die Kräfte gebündelt werden.
Wenn aus Ideen Produkte werden
Stadtpräsident Gabriel Macedo hob die besondere Position der Region hervor: «Die Region Oberthurgau ist mit ihren drei städtischen Zentren die urbanste Region des Kantons und hat eine beinahe doppelt so hohe Bevölkerungsdichte wie der Raum Kreuzlingen auf dem zweiten Platz. Diese Ausgangslage gilt es zu nutzen.» Es sei beeindruckend zu sehen, wie hier im Oberthurgau aus Ideen marktfähige Produkte werden – ob in der Metallverarbeitung, im Maschinenbau, in der Verpackungsveredelung oder in der Konsumgüterindustrie. Und genau das ist es auch, was den Wert dieses Wirtschaftsmeetings ausmacht – Man schaut hinter die Kulissen, lernt voneinander und spürt hautnah, dass der Oberthurgau ein echter Macher- und Innovationsort ist. Und auch Macedo hebt immer wieder die Wichtigkeit der Zusammenarbeit hervor: «Wenn wir unsere Kräfte bündeln, gewinnen wir alle. Wenn Amriswil Raum schafft, entstehen Chancen für die Nachbargemeinden – und wenn zum Beispiel in Arbon oder Romanshorn neue Arbeitsplätze entstehen, profitieren auch wir in Amriswil.» Mit der Mischung aus Einblicken, Analysen und Begegnungen zeigt das Oberthurgauer Wirtschaftsmeeting einmal mehr, wie wichtig ein regelmässiger Austausch ist.