Von einem kleinen Dorf mit wenigen Liegenschaften, ist Amriswil im Laufe der Zeit und vor allem mit dem Einzug der Bahn explosionsartig gewachsen. Als Mitte des 19. Jahrhunderts der hiesige Bahnhof gebaut wurde, kam auch die Textilindustrie nach Amriswil. Seither hat sich das einstige kleine Dorf mehr und mehr zu Industriestadt entwickelt. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren es allem voran Textilhersteller, die hier siedelten. Bis heute hat davon lediglich die isa bodywear überlebt. Durch den weitgehenden Wegfall der Textilbranche hat sich in den vergangenen 50 Jahren dafür eine ganz andere wirtschaftliche Zusammensetzung entwickelt. Und das ist alles andere als selbstverständlich. Denn, fällt eine derart wichtige Branche weg, könnte dies durchaus auch zu einem Entwicklungs- und Wachstumsstopp führen. Nicht so in Amriswil. Bis heute verfügt die Stadt über eine sehr vielfältig zusammengesetzte wirtschaftliche Situation. So entstand hier eine Wirtschaft, die Amriswil in den vergangenen Jahrzehnten angekurbelt und schliesslich dorthin geführt hat, wo sich die Stadt heute befindet. So gehört Amriswil heute zu den Orten im Oberthurgau mit den meisten Arbeitsplätzen.
Menschen zusammenbringen
«Wir als Stadt können nicht sehr viel zu einer florierenden Wirtschaft beitragen», sagt Stadtpräsident Gabriel Macedo im Rahmen des Networking-Apéros vom vergangenen Dienstagabend. Denn grundsätzlich sei es in erster Linie die Wirtschaft selbst, die sich ankurbelt sowie die Politik. Was aber die Wirtschaftskommission sowie der Stadtrat beitragen kann, ist es, Menschen zusammenzubringen, um sich zu vernetzen. So kann zum Beispiel in der Vermittlung von Bauland geholfen werden, indem Landsuchende auf jene aufmerksam gemacht werden, die Bauland zu verkaufen haben. Oder aber man führt jemanden, der Gewerbefläche sucht mit jemandem zusammen, der solchen zu vermieten hat. «Und, wir können versuchen, in den internen Prozessen der Verwaltung möglichst schlank zu bleiben, so dass keine Hürden für die Entwicklung der Wirtschaft entstehen», erklärt Macedo weiter. Dem versucht man mit schlanken Prozessen und einer Kommunikation auf Augenhöhe nachzukommen.
Die Amriswiler Wirtschaftskommission
Die Wirtschaftspolitik oder das Netzwerk untereinander pflegt aber nicht nur die Stadt, sondern auch viele Vereine. Seien dies Kultur- oder Sportvereine, die das Netzwerk eines jeden Mitglieds vergrössern oder aber die drei Wirtschaftsvereine Industrieverein, präsidiert von Andreas Schmidt, der Gewerbeverein, präsidiert von René Stahel sowie die Amriswiler Fachgeschäfte, präsidiert von Pascal Zurbuchen. Alle drei Präsidenten sind neben Vertretern des Stadtrates und der Schulbehörde ebenfalls Mitglieder der Wirtschaftskommission der Stadt Amriswil. Diese kümmert sich um ideale Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und lanciert selbst Projekte. Jährlich im Herbst organisiert sie zum Beispiel einen Wirtschaftsapéro im Pentorama, zu dem alle Gewerbetreibenden und Unternehmerinnen und Unternehmer eingeladen sind. Ausserdem werden regelmässig Firmenbesuche organisiert.
Der Gewerbeverein
Seit rund 4.5 Jahren präsidiert René Stahel den Amriswiler Gewerbeverein. Dieser ist im Übrigen der drittgrösste im Kanton Thurgau und sieht sich als Ableger des Thurgauer Gewerbeverbandes. Dieser, sowie der übergeordnete Schweizerische Gewerbeverein, nehmen politischen Einfluss auf die Grundlagen von Unternehmern, um diesen ein solides Fundament zu gewährleisten. Der Amriswiler Gewerbeverein sieht seine Aufgaben hingegen nicht in politischen Belangen, sondern vielmehr in der erwähnten Vernetzungsarbeit. Der Verein umfasst rund 220 Mitglieder. Meist zu Vernetzungszwecken werden jährlich ca. zehn Anlässe organisiert. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri. Zu diesem Zweck ist der Schulpräsident, Michael Stäheli-Engel, ebenfalls Mitglied des Vereins. So gibt es unter anderem Berufsinformationsnachmittage, Handwerkerwochen oder Chancenwochen für Schülerinnen und Schüler. Ein bedeutender Anlass sowohl für die Firmeninhaber als Arbeitgeber und Ausbildner sowie für die Schüler zwecks Berufsfindung.
Die Amriswiler Fachgeschäfte
Um gezielt auf die Wünsche und Anliegen der Fachgeschäftebetreiber eingehen zu können, gibt es in Amriswil für diese Gewerbetreibenden den Verein Amriswiler Fachgeschäfte. So werden zum Beispiel die Themen Ladenöffnungszeiten, Kundengewinnung, etc. behandelt. Das lokale und regionale Einkaufen soll gestärkt werden. Der Verein umfasst knapp 40 Mitglieder, die ihre Geschäfte zum Grossteil mehr oder weniger entlang der Bahnhofstrasse betreiben. Zudem zeichnet sich der Verein verantwortlich für den Sonntagsverkauf und er hat das Amriswiler Geld als spezielle Form von Gutscheinen erfunden. Ebenfalls werden immer wieder Events organisiert, um die Menschen in die Fachgeschäfte zu locken und zu motivieren, in Amriswil einzukaufen.
Der Industrieverein
Der Industrieverein Amriswil organisiert für Mitglieder jährlich das Oberthurgauer Wirtschaftsmeeting sowie ein interessantes roundtable Gespräch mit Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft oder Unternehmertum. Zudem werden Werkbesichtigungen angeboten und der Austausch mit Vertretern der Wirtschaftskommission gefördert. Nebst diversen Networking-Anlässen erhalten Mitglieder auch Informationen aus der IHK Thurgau.