Die Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri plant in den nächsten Jahren einiges in die Infrastruktur zu investieren. Dies sei aufgrund der zu erwartenden steigenden Schülerinnen- und Schülerzahlen notwendig. In der Broschüre Lernraum hat die VSG erste Lösungsansätze bezüglich Schülerzahlen und notwendiger zusätzlicher Infrastruktur präsentiert, sowie mögliche Entwicklungsvarianten aufgezeigt. «Uns ist bewusst, dass es sich dabei um einen momentanen Stand handelt, und wir unsere Vorhaben und Projekte fortlaufend überprüfen und optimieren müssen», erklärt Schulpräsident Michael Stäheli-Engel.
Entscheid liegt beim Stimmvolk
Die geplanten Investitionen stossen aber nicht nur auf Zuspruch. Zwar steht für Karl Spiess, IG bezahlbare Schule, ausser Frage, dass zusätzlicher Schulraum notwendig ist, er kritisiert aber die Vorgehensweise der Schulbehörde. «Es erstaunt uns, mit welcher Selbstverständlichkeit Investitionssummen in der Höhe von 139 Millionen Franken geplant werden, ohne dass eine transparente und umfassende Prüfung von Alternativen öffentlich nachvollziehbar gemacht wurde», so Spiess im Rahmen einer Medienkonferenz vom vergangenen Montag. Damit spricht er vor allem den geplanten Neubau in Sommeri an. Am Mittwochabend lud die VSG dazu zur öffentlichen Informationsveranstaltung. «Wir stehen in den nächsten Jahren vor grossen Herausforderungen», so Schulpräsident Michael Stäheli-Engel. Und mit «Wir», meint er nicht die Behörde an sich, sondern die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, die sich mittels demokratischer Prozesse mitverantwortlich für die Infrastruktur der Schule zeichnen.
Diskussion um Kosten des Neubaus
Für den Neubau in Sommeri wird am 18. Mai über den Kredit von 12,9 Millionen Franken abgestimmt. Das sei zu viel, meint Spiess. Die Schulbehörde jedoch zeigt auf, dass das Projekt mit Kosten von knapp 6200 Franken pro Quadratmeter Hauptnutzungsfläche günstiger ist als vergleichbare Schulhausprojekte. Verglichen wird es in der Botschaft mit Projekten in Weinfelden, Rapperswil oder Bern. Trotz dieser Auflistung ist sich die IG bezahlbare Schule sicher, dass der Bau auch günstiger umsetzbar wäre. «Würde man mit einem Totalunternehmen arbeiten, könnte man einiges an Kosten einsparen», sagt Roland Zürcher. «Dass mit einem Totalunternehmen generell günstiger gebaut werden kann, ist so pauschal nicht richtig», widerlegt Stäheli-Engel. Und, wer bei Schulbauten die einfache Rechnung mache und die Gesamtkosten durch die Anzahl Klassenzimmer teilt, lasse einige Punkte ausser Acht, so der Schulpräsident. Dennoch meint Stäheli-Engel, überzeugt das Projekt in Sommeri sogar dann noch, wenn ebendiese Rechnung gemacht würde. «Knapp 13 Millionen Franken geteilt durch die sieben Klassenzimmer, ergibt knapp zwei Millionen Franken pro Klassenzimmer, was absolut im Rahmen wäre», sagt er.
Fragen zum Standort
«Die Anordnung des neuen Gebäudes verwundert doch schon sehr. So wie jetzt geplant, steht es mitten auf dem Grundstück und unterteilt die Sportanlage», so Zürcher. Die IG bezahlbare Schule würde den Schulhausneubau direkt an der Strasse, dort wo jetzt die Parkplätze geplant sind, bevorzugen. «So würde weniger Raum verloren gehen und man müsste einen Grossteil der Grundstücksfläche nicht umgestalten. So könnte einiges an Geld eingespart werden», ist sich Zürcher sicher. Die Schulbehörde hingegen hat die Parkierung bewusst direkt bei der Strasse geplant, um zusätzlichem Verkehr durch das Quartier vorzubeugen und den Bau einer Tiefgarage zu umgehen. «Denn dies hätte das Projekt ziemlich sicher deutlich teurer gemacht», so Stäheli-Engel. Die geplanten Parkplätze vor dem neuen Schulhaus gehören zwar zum Neubauprojekt der VSG, würden aber von der Politischen Gemeinde Sommeri bezahlt. Folglich müssten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Sommeri über den Kredit von rund 300'000 Franken abstimmen. «Und was, wenn dieser abgelehnt würde?», fragt Zürcher weiter. «Dann müsste man nach einer anderen Lösung für die Parkierung suchen», antwortet Stäheli-Engel.
Grundsätzlich freue man sich darüber, dass in Sommeri in die Schule investiert wird und ein Neubau geplant ist. Nur könne man sich mit dem vorliegenden Projekt so nicht anfreunden, sagt Zürcher weiter. Deshalb bittet die IG bezahlbare Schule die Schulbehörde mittels Schreiben darum, das Projekt zu überdenken und unter anderem eine mögliche Änderung des Wettbewerbsverfahrens oder auch die Grösse und Ausgestaltung des Raumprogramms vertieft zu prüfen. Dies wiederum würde eine deutliche zeitliche Verzögerung nach sich ziehen und bedeutet hinsichtlich auf die zeitlich begrenzte mögliche Nutzung des alten Schulhauses die Fragestellung, wo die Kinder unterrichtet werden könnten.
Abdeckung verschiedenster Bedürfnisse
Die Planung und der Bau eines neuen Schulhauses ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Eine Herausforderung, insbesondere beim Projekt in Sommeri, ist es laut Schulbehörde auch, weil mit dem Gesamtprojekt nicht nur die Bedürfnisse der Schule, sondern auch jene der Politischen Gemeinde Sommeri abgedeckt werden müssen. Bei der Auswahl der Wettbewerbsprojekte war der Gemeinderat Sommeri deshalb mit beratender Stimme in der Jury vertreten. Auch die turnenden Vereine Sommeri wurden in die Projektausarbeitung einbezogen. Dies, weil die Umsetzung des Projektes Einschnitte in die Trainingsmöglichkeiten bedeuten würden.
Wieso wird das alte Schulhaus nicht saniert?
Das alte Schulhaus in Sommeri steht unter Denkmalschutz und darf aus Feuerschutzgründen nur noch bis 2028 als Schulhaus genutzt werden. «Nach umgehender Prüfung haben wir festgestellt, dass eine Sanierung sowohl aufwendig als auch kostenintensiv wäre», so Stäheli-Engel. Daher wird die Erschaffung von zusätzlichem Schulraum unumgänglich. Zudem könnte das alte Gebäude auch nach einer umfassenden Sanierung die notwendigen zusätzlichen Klassenzimmer nicht abdecken. Was mit dem alten Schulhaus in Zukunft passieren wird, ist noch offen und hängt direkt damit zusammen, ob es unter Denkmalschutz bleibt oder daraus entlassen wird.
Drei Kredite, ein Projekt
Neben Standort und Kosten wurde an der Informationsveranstaltung vom vergangenen Mittwochabend auch die Abstimmungsbotschaft kritisiert. Diese sei nicht vollständig und enthalte nicht alle für eine fundierte Meinungsbildung notwendigen Informationen, so ein Votum. Fehlen würden zum Beispiel Angaben über Planungs- und Nachtragskredit, welche von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern gutgeheissen wurden. Dies sei bewusst so gemacht worden, weil für die Projektausarbeitung über einen separaten Kredit abgestimmt wurde und nun über den Baukredit, unabhängig davon, abgestimmt wird. Natürlich gehöre die Projektausarbeitung in gewissem Sinne auch zum Projekt, aber es sei kein Kredit, der mit dem Baukredit in Zusammenhang steht, so Stäheli-Engel.
Was passiert bei einer Ablehnung?
Wird das Projekt am 18. Mai abgelehnt, müsse man weiterschauen. Die Klassen in Sommeri sind heute schon vergleichsweise gross. Würden sie weiter wachsen, könnte dies die Qualität des Unterrichts beeinflussen. Um dem entgegenzuwirken, müssten dann wohl Provisorien erstellt werden, um weitere Klassenräume zu erhalten. Wo diese genau zu stehen kommen könnten, ist noch unklar. Allenfalls wäre auch eine Umverteilung auf andere Schulhäuser möglich. Dies wäre laut Behörde jedoch eine weit unschönere Lösung als ein Neubau, der es den künftigen Sommerer Schülerinnen und Schülern ermöglicht, im eigenen Dorf zur Schule gehen zu können. «Ich hoffe, dass es der Schulbehörde gelingt, mit einer transparenten Information das Vertrauen in die Arbeit der Behörde als gewählte Exekutive zu stärken. Denn als solche haben wir den Auftrag, gesetzliche Vorgaben umzusetzen», so der Schulpräsident. Die Aufgabe einer Schulbehörde ist sehr komplex – gerade in Bezug auf Kosten oder Prozesse kann diese Komplexität teilweise nicht in allen Facetten erläutert werden. Mit der Informationsveranstaltung verfolgt die Schulbehörde das Ziel, dass die Meinungsbildung im Hinblick auf die Abstimmung über das Neubauprojekt in Sommeri konstruktiv und ausgewogen erfolgen kann. «Die Meinungen sind unterschiedlich, und das sollen sie auch sein», so Michael Stäheli-Engel abschliessend.