Kopfzeile

Inhalt

Ärzte dort einsetzen, wo sie auch wirklich gebraucht werden

13. März 2025
Mit verschiedenen Massnahmen versucht die Alters- und Gesundheitskommission Abhilfe rund ums Thema Ärztemangel zu schaffen. Mit dem «Health Apéro» vom Dienstagmittag wurde eine der Massnahmen umgesetzt.

Während es am ersten Health Apéro im Herbst vergangenes Jahr um das Thema «Rekrutierung» ging, wurde an der zweiten Durchführung am vergangenen Dienstagmittag das Angebot von «Aprioris» vorgestellt. Das Unternehmen versteht sich als erste Anlaufstelle bei einfachen medizinischen Fragen und Alltagsbeschwerden. So können Arztpraxen und die Notfallaufnahme des Kantonsspitals entlastet werden. Bislang hat das Jungunternehmen Standorte in Zürich, Winterthur und Baden. Im April ist die Eröffnung einer aprioris Soforthilfe-Praxis auch in Amriswil geplant. Simon Lutz ist der Geschäftsführer von Aprioris und hat den anwesenden medizinischen Fachpersonen das neue Praxismodell vorgestellt.

Bedarfsgerechte Grundversorgung
Aprioris ist als ärztliche Institution bewilligt und bietet eine sehr konkrete Lösung, wie die Grundversorgung auch in Zukunft bedarfsgerecht erbracht werden kann. Die Idee entstand, weil die Nachfrage nach medizinischer Hilfe immer weiter steigt, während gleichzeitig die Kapazitäten bei den Hausärzten stetig sinken. Der durchschnittliche Hausarzt ist 58 Jahre alt, und für einen abtretenden Hausarzt werden 2-3 «Jungärzte» benötigt, um auf das gleiche Pensum zu kommen. Leider sind diese Ressourcen nicht vorhanden. «Geht das so weiter, laufen wir im Bereich der Grundversorgung gegen eine Wand», erklärt Lutz.

Hat nun eine Patientin/ ein Patient ein akutes Problem, fühlt sich unwohl und hat keinen Hausarzt, wird er sich früher oder später an den Notfalldienst des Spitals wenden. «Und genau das ist der falsche Zugang. Die Notfallstrukturen sind für schwerwiegende Fälle geschaffen und nicht, um einfache medizinische Hilfe zu leisten», so Lutz weiter. Damit werden unnötige Kosten generiert, das Gesundheitssystem verteuert sich und ohnehin schon knappe Ressourcen werden unnötig beansprucht.

Bei Notwendigkeit wird Arzt beigezogen
Lutz und sein Team sind der Meinung, dass eine abgestimmte, koordinierte medizinische Grundversorgung unter Anwendung und Auslegung bestehender Grundlagen, unter Wahrung der gesundheitspolizeilichen Anforderungen und Sicherstellung der medizinischen Qualität und ohne Verschiebung der Kompetenzgrenze möglich ist. Dies aber nur dann, wenn sich die Ärzte auf jene Fälle konzentrieren können, in welchen sie wirklich gebraucht werden – und nicht auf einfache Bagatellfälle die auch durch eine andere Berufsgruppe ausgeführt werden können. «Alleine durch das Umdenken der aktuellen Strukturen könnten zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden», erklärt der Aprioris-Geschäftsleiter.

Patientinnen und Patienten, die eine aprioris-Praxis aufsuchen, finden dort hochqualifiziertes diplomiertes Pflegepersonal vor, das sich um Untersuchung, Behandlung und Beratung kümmert. In vielen Fällen können einfache, aber häufig auftretende medizinische Probleme abschliessend behandelt werden. Ärztliches Personal wird nur bei Bedarf für die Validierungen und weiterführende Abklärungen hinzugezogen. Die Gesamtverantwortung für alle medizinischen Angelegenheiten liegt weiterhin stets bei einem aprioris-Facharzt einer aprioris Fachärztin.

94 Prozent abschliessend behandelt
Fälle, die unsere Kompetenzen überschreiten, behandeln wir nicht und leiten sie weiter – an einen Fachspezialisten oder in den Notfall. «Unsere Ambition ist es, eine ergänzende Stufe zu den bisherigen Angeboten zu bieten. Wir wollen einfache und häufige Fälle zur gleichen Qualität behandeln, im Idealfall abschliessend. Dies jedoch zu günstigeren Konditionen als bei der nächsthöheren Versorgungsstufe», so Lutz. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass 94 Prozent aller Fälle bei Aprioris abschliessend behandelt werden konnten. Lediglich 6 Prozent mussten an weiterführende Stellen wie Fachärzte oder den Notfall weiterverwiesen werden. «Uns ist es ein grosses Anliegen, dass wir mit den niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten sowie den Apotheken miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Nur so können wir einen Beitrag für die Patienten, Akteure und das System leisten», so Lutz. Aprioris ist seit 2,5 Jahren am Markt und bisher privat finanziert.

Eröffnung im April
Im April eröffnet die Aprioris Soforthilfe-Praxis in den Räumlichkeiten der part Physio an der Nordstrasse 7 in Amriswil ihren ersten Standort im Kanton Thurgau. Öffnungszeiten werden montags, dienstags mittwochs und freitags von 9 bis 13 und 14 bis 18 Uhr sein. Donnerstags, samstags und sonntags bleibt die Praxis geschlossen.

Der nächste Health Apéro findet im September 2025 statt.

Am bereits zweiten Health Apéro der Stadt Amriswil präsentierte Simon Lutz das Unternehmen Aprioris. Eingeladen waren alle hiesigen Mediziner.
Am bereits zweiten Health Apéro der Stadt Amriswil präsentierte Simon Lutz das Unternehmen Aprioris. Eingeladen waren alle hiesigen Mediziner.
Auf Social Media teilen