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Nachhaltiges Bauen muss im Trend liegen

29. August 2024
Seit knapp 150 Jahren wirtschaftet die Familie Hess in Amriswil. Angefangen mit der Fabrikation von Arbeitskleidern sind es heute vor allem Immobilien, mit welchen sich das Unternehmen Hess Investment beschäftigt. Eine Branche, die sich viel mit dem Thema Nachhaltigkeit und Energieeffizienz beschäftigt.

Die Hess Investment Gruppe ist eine inhabergeführte Gesellschaft mit dem klaren Fokus auf Gewerbeimmobilien. Ziel ist es, nachhaltige Immobilienkonzepte für zufriedene Mieterinnen und Mieter zu schaffen. Das Unternehmen engagiert sich bevorzugt bei Gewerbeobjekten, bei denen dank zielgerichteter Veränderung neue Werte geschaffen werden können. Das Spektrum reicht dabei vom Erwerb und der Entwicklung von Industrie- und Gewerbebrachen bis zu vermieteten Bestandsimmobilien mit Umnutzungspotentialen. Klaus Morlock, CEO der Hess Investment AG, erklärt im Interview, wie der wachsende Wunsch nach nachhaltigem und umweltschonendem Leben auch die Baubranche beeinflusst.

Welche Rolle spielen die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei Immobilien und Projekten von Hess Investment?
Sofern unter Nachhaltigkeit eine gute Bauqualität zu verstehen ist, spielt dieses Thema bei uns eine grosse Rolle. Eine gute Bauqualität führt dazu, dass die Lebensdauer vergleichsweise hoch ist. Energieeffizienz spielt bei unseren Liegenschaften eine noch grössere Rolle. Zum einen verlangt der Markt, also die Mieter von Wohn- und Gewerberäumen, heutzutage Räume, die mit geringen Kosten geheizt bzw. gekühlt werden können. Neben dem Aspekt der Kosten möchten aber immer mehr Mieter aus ganz verschiedenen Gründen nicht mehr Räume beziehen, die mit Öl oder Gas beheizt werden und schlecht isoliert sind. 

Wird heute grundsätzlich nachhaltiger gebaut als früher? Falls ja, wo besteht noch Potential, noch nachhaltiger zu bauen? 
Es wird heute allein schon nachhaltiger gebaut, weil der Markt und die Bauvorschriften dies erfordern. Die Technologie wird sich weiter entwickeln. Man kann dies am Beispiel des Baustoffs Holz gut beobachten: vor 10 Jahren hat noch niemand ahnen können, dass Hochhäuser in Holz erstellt werden können. Die Grenzen der Nachhaltigkeit werden nicht selten durch eine Kosten-/Nutzen-Abwägung, nicht durch technologische Grenzen gesetzt.

In Neubauten wird vieles automatisiert, was den Energiebedarf steigen lässt. Ist es deshalb empfehlenswert, auch gleich für eine unabhängige Energiequelle zu sorgen? 
Ein hoher Automationsgrad spielt für den Energiebedarf eines Hauses eigentlich kaum eine Rolle. Der Energiebedarf eines Hauses entsteht hauptsächlich durch Heizung und Kühlung sowie durch die Beleuchtung. Eine PV Anlage ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der produzierte Strom selbst genutzt werden kann, wenn also tagsüber Strombedarf besteht. 

Wie wichtig ist die Umgebungsgestaltung einer Überbauung? 
Die Umgebungsgestaltung hat bei Wohnbauten einen hohen Stellenwert, bei Gewerbeimmobilien weniger. 

Wer entscheidet, wie viel Grün es in einer Siedlung gibt? 
In der Regel wird bei einem Wohnbauprojekt, bei dem es einen Umschwung gibt, ein Landschaftsarchitekt beigezogen. 

Wie sieht dies bei Gewerbe- oder Industriebauten aus?
Es kommt vor, dass auch bei Gewerbe- oder Industriebauten die Umgebung von einem Landschaftsarchitekten gestaltet wird. 

Sie legen Ihren Fokus eigentlich auf Gewerbeimmobilien. Gerade da wird häufig sehr viel Strom benötigt. Sind bei Industriebauten also auch PV Anlagen unumgänglich?
Man muss hier unterscheiden, ob das Gebäude, also der Vermieter Strom benötigt oder der Betrieb des Mieters. Wir als Gebäudeeigentümer kümmern uns um den Strombedarf des Gebäudes, also Strom im Zusammenhang mir der Heizung/Kühlung, der Beleuchtung der Allgemeinbereiche, der Liftanlagen, etc. Für diesen Strombedarf kann eine PV Anlage sehr viel Sinn machen, da der Strombedarf in einer Gewerbeimmobilie, im Gegensatz zu Wohnimmobilien, in erste Linie tagsüber, wenn also die PV Anlage produziert, besteht. Für einen Industriebetrieb, der bei uns eingemietet ist, ist eine PV Anlage auf dem Dach weniger relevant, da der Strombedarf in der Regel wesentlich höher ist und Schwankungen in der Versorgung für einen Industriebetrieb ungünstig sind. 

Gerade das Amriville als Beispiel wird sicher viel Strom benötigen. Seit wann wird dieses auch mit Solarstrom betrieben? 
Das Amriville ist ein sehr gutes Beispiel für ein Gebäude, das sich aufgrund seines Bedarfs an Allgemeinstrom während des Tages (Beleuchtung, Kühlung, Lift- und Rolltreppenanlagen, etc.) hervorragend für den Betrieb einer PV Anlage eignet. Wir haben im Jahr 2022 eine PV Anlage mit einer Leistung von 436.6 kWp installiert. Die Investitionskosten beliefen sich auf CHF 0.5 Mio. Die Jahresproduktion betrug im letzten Jahr 439’000 kWh. Damit konnten wir rund 52 Prozent des vom Vermieter zu tragenden Jahresverbrauchs des Einkaufszentrums mit der Solaranlage abdecken.

Macht es heute noch Sinn, ältere Gebäude zu sanieren oder wäre energietechnisch ein Neubau besser? 
Aus Gründen der Nachhaltigkeit macht es sehr viel Sinn, wann immer möglich ältere Gebäude zu sanieren. Es ist technisch problemlos möglich, einen Altbau durch eine entsprechende Sanierung auf das Niveau eines Neubaus zu bringen. Oft werden Altbauten aus konzeptionellen Gründen abgerissen und mit Neubauten ersetzt oder weil das Grundstück durch einen Neubau besser genutzt werden kann.

Mehr Informationen zur Hess Investment AG gibt es unter www.hessinvestment.ch.

Die Überbauung «Vivo» an der Freiestrasse ist eines der aktuellen Bauprojekte der Hess Investment AG.
Die Überbauung «Vivo» an der Freiestrasse ist eines der aktuellen Bauprojekte der Hess Investment AG.
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