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Das Elixier des Lebens schmückt die neuen Alterswohnungen

8. August 2024
Auch beim Neubau der 31 Alterswohnungen und den Spitex-Räumlichkeiten investiert die Stadt Amriswil in ein Kunstprojekt, das in die Aussenraumgestaltung eingebettet wird. Nun steht fest, wer den Projektwettbewerb gewonnen hat.

Die Stadt Amriswil verfügt heute über 66 Alterswohnungen an zentraler Lage in unmittelbarer Nähe zum Alters- und Pflegezentrum. Diese Wohnungen sind seit Jahren voll vermietet und es besteht eine lange Warteliste mit Mietinteressierten. Seit der Einführung des Zusatzangebots für «Betreutes Wohnen» im Jahr 2007 ist die Nachfrage nach Alterswohnungen nochmals deutlich angestiegen. Betreutes Wohnen oder «Wohnungen mit Services» liegen im Trend und werden von Branchen-Fachleuten als «Wohnform der Zukunft» gesehen, da damit das bei der älteren Bevölkerung vorhandene Bedürfnis nach selbstbestimmtem Wohnen und Sicherheit kostengünstig abgedeckt werden kann. Nebst einer hohen Nachfrage nach Alterswohnungen, benötigt die Spitex Oberthurgau aufgrund des starken Wachstums neue und grössere Büroräumlichkeiten. Mit einem Neubau werden deshalb 31 Alterswohnungen und rund 500 Quadratmeter Bürofläche im Erdgeschoss für die Spitex geschaffen. Im grosszügigen Aussenbereich soll primär ein Begegnungsort für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen werden. Der begrünte Aussenbereich ist ausserdem für die Bevölkerung öffentlich zugänglich.

Der Bau schreitet weiter voran
Die Amriswiler Stimmbevölkerung hat dem Projekt am 28. November 2021 an der Urne zugestimmt und den Zusatzkredit von 2.7 Millionen Franken am 26. November 2023 genehmigt. Die Bauarbeiten haben anfangs 2024 gestartet. Kürzlich wurde der Rohbau des Untergeschosses des Neubaus fertiggestellt. Für die Realisierung wird eine Bauzeit von 20 bis 24 Monaten erwartet, sodass die Büroräumlichkeiten und Wohnungen voraussichtlich im Spätherbst 2025 bezogen werden können. 

Die Jury wählt aus
Wie bei allen Neubauprojekten der Stadt Amriswil, wird auch bei den Alterswohnungen im Rahmen von «Kunst am Bau» ein Kunstprojekt umgesetzt. Darunter wird eine Verpflichtung, insbesondere der Stadt als Bauherrin, verstanden, aus seinem baukulturellen Anspruch heraus einen gewissen Anteil – meist etwa ein Prozent – der Baukosten öffentlicher Bauten für Kunstwerke zu verwenden. Die Kosten für «Kunst am Bau» liegen bei diesem Projekt jedoch leicht unter einem Prozent, da sich der Betrag am ursprünglichen Projektkredit, ohne den Zusatzkredit, orientiert. Für die Bestimmung der dazu einzuladenden Künstlerinnen und Künstler brachten alle Jurymitglieder Vorschläge ein. Zum Wettbewerb eingeladen wurden Joëlle Allet, Sirnach; Fredy J. Ambroschütz, Jona; Ute Klein, Amriswil; Rahel Müller, Pfyn; Regula Stüdli, Amriswil und Andrea Vogel, St. Gallen. In der Jury vertreten sind neben Stadtpräsident Gabriel Macedo, den Stadträten Petra Stoios und Claude Brunner sowie Zentrumsleiter Dominique Nobel auch Gabriela Kradolfer aus der Kulturkommission, Kulturexperte Adrian Bleisch, der städtische Kulturbeauftragte Andreas Müller und das Architektenteam Dominik Geisser und Linus Holenstein. Bewertet wurden die eingereichten Projekte nach ihrer künstlerischen Aussage, Innvoation, Stimmigkeit und Resonanz sowie der technischen und finanziellen Realisierbarkeit und der Unterhaltskosten. 

Vertiefte Betrachtung der sechs Projekte
Die Jurierung der sechs Wettbewerbsbeiträge gliederte sich Ende Juni in zwei Phasen. Am Vormittag und nach dem Mittag präsentierten die Künstlerinnen und Künstler ihre Projekte der Jury und beantworteten offene Fragen. Danach traf sich die Jury zur Besprechung und Entscheidungsfindung. In mehreren Diskussionsrunden wurden die Projektideen von den Jurymitgliedern gewürdigt, durchleuchtet, miteinander verglichen und vertieft betrachtet. Positive und negative Aspekte aller Projekte wurden herausgezogen und kritisch hinterfragt. Aus der abschliessend durchgeführten Diskussionsrunde ging schliesslich der Vorschlag «Elixier des Lebens» von Joëlle Allet als Siegerprojekt hervor.

Wasser – Das Elixier des Lebens
Joëlle Allet, die Thurgauer Künstlerin mit Walliser Wurzeln, befasst sich in ihrem Projekt mit Wasser, dem Elixier des Lebens. Die Künstlerin nutzt die Kraft der Symbolik und überzeugt nicht nur damit die Jury. Mit Hilfe von goldenen Schalen, dem Lauf des Wassers und dem Prinzip der heiligen Geometrie, stellt Joëlle Allet mit ihrem eingereichten Projekt den ewigen Kreislauf des Lebens dar. Sie zeigt auf, dass Wasser nicht nur einen Weg nehmen kann. Die Brunnenskulptur bietet einen breiten Interpretationsspielraum. Die vielschichtigen Deutungsmöglichkeiten laden den Betrachter ein, über sein Leben(selixier) oder das universelle Prinzip von Werden und Vergehen zu sinnieren. An ihrem Projekt wird ein weiterer Künstler arbeiten, der die Messingschalen nach Joëlle Allets Ideen gestaltet. Ein poetisches Projekt, das hervorragend in den Park passt, findet die Jury.

Auf einen ausführungsreifen Stand bringen
Das Siegerprojekt «Elixier des Lebens» von Joëlle Allet wurde der Baukommission zur Umsetzung vorgeschlagen. Gemäss Wettbewerbsprogramm wird das Siegerprojekt nun von der Verfasserin – in Zusammenarbeit und in Absprache mit einem Ausschuss der Jury – auf einen ausführungsreifen Stand gebracht. Gemeinsam mit den Architekten und der Baukommission werden zudem verbindliche Angaben zu Materialien vorliegen. Die Realisation des gesamten Projekts wird dann in Zusammenarbeit mit der Bauleitung erfolgen. 

Eine schwierige Entscheidung
Die Jury ist beeindruckt von den fundierten Recherchen, welche allen sechs eingereichten Projekten zugrunde liegen und ebenso vom rücksichtsvollen Umgang aller Kunstschaffenden mit der Aufgabenstellung. Das hohe künstlerische Niveau, die Eigenständigkeit, die Fantasie und die, für diesen Ort und die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner der Alterswohnungen geforderten Anforderungen, sind bei allen Vorschlägen überzeugend. Der 2,2 Meter hohe Brunnen mit einem Durchmesser von 3,3 Meter ist ein schöner Begegnungsort für Jung und Alt, insbesondere der Bewohnerinnen und Bewohner der Alterswohnungen, die Mitarbeitenden der Spitex und des APZ sowie die Öffentlichkeit. Herausfordernd und gleichzeitig sehr spannend war, dass sechs ganz unterschiedliche Projektideen erarbeitet wurden. 

Zwei sehr gute Amriswiler Projekte
Von Regula Stüdli wurde das Projekt «Mein Augapfel» eingereicht. Die Amriswiler Künstlerin mit Atelier in Oberaach, hat ein spannendes Konzept für die Bespielung der Fenster eingereicht. Dabei berücksichtigte sie den Bezug zum Oberthurgau. Die kunstvoll gestalteten Pflanzen und Früchte mit Laser in das Glas graviert, gefielen der Jury. Gemäss Gremium ein feines und sympathisches Projekt, das bestimmt auch positiv angekommen wäre, nicht provoziert und auch nachts zu sehen gewesen wäre, wenn das Licht im Gang angeht. Bei diesem Projekt wäre zudem kein Platz eingeschränkt worden. Gleich zu Beginn der Präsentationsreihe ein sehr gutes Projekt, findet die Jury. Die zweite Amriswiler Künstlerin, die am Wettbewerb teilgenommen hat, ist Ute Klein. Sie hat ihr Atelier an der Breitenaachstrasse und hat der Jury ein dreiteiliges Projekt vorgestellt. Prachtvolle Steinmaterialien aus den Tiefen der Erde, 50 Wörter aus unserem sprachlichen Miteinander und 50 runde Chromstahlspiegel an der Fassade. Das Konzept ist durchdacht, bemerkte die Jury. Ute Kleins Portale waren etwas Vielschichtiges, das hätte überraschen und verwundern können. Etwas, das sinnliche, geistige und veränderliche Erlebnismöglichkeiten für Junge und Ältere geboten hätte.  

Das Siegerprojekt, der 2,2 Meter hohe Brunnen, wurde von der Künstlerin Joëlle Allet entworfen.
Das Siegerprojekt, der 2,2 Meter hohe Brunnen, wurde von der Künstlerin Joëlle Allet entworfen.
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