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Ein Amriswil ohne Kultur? Nein Danke!

21. August 2025
Vor zwei Jahren trat Petra Stoios ihr Amt als Stadträtin an und sitzt seither dem Ressort Kultur vor. Ihr Ziel, die Kultur in Amriswil sichtbarer, zugänglicher und erlebbarer zu machen, verfolgt sie seither mit viel Hingabe und Engagement. Denn ein Amriswil ohne Kultur wäre für sie schlichtweg undenkbar und langweilig grau.

Petra Stoios, Sie sind nun seit zwei Jahren im Amt als Stadträtin. Auf welche Highlights können Sie in der ersten Hälfte der Legislaturperiode zurückblicken?
Da gibt es so viele – Besonders in meinem Ressort durfte ich eine beeindruckende Bandbreite an kulturellen Aktivitäten miterleben: von kleinen, liebevoll organisierten Veranstaltungen im Ortsmuseum oder stimmungsvollen Vernissagen in den Galerien, bis hin zu grösseren Projekten wie der künstlerischen Neugestaltung unserer beiden Kreisel. Und natürlich die grossen Höhepunkte wie die Verleihung des Kultur- und Anerkennungspreises, die Kulturnacht oder die 1225-Jahr-Feierlichkeiten, die weit über Amriswil hinausstrahlten. Solche Momente zeigen, wie lebendig unsere Stadt ist.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre erste Amtsperiode gesteckt?
Mein Ziel war es und ist es immer noch, die Kultur in Amriswil sichtbarer, zugänglicher und erlebbarer zu machen – für alle Generationen und Bevölkerungsgruppen. Kultur soll nicht nur in geschlossenen Räumen stattfinden, sondern auch draussen im Stadtleben spürbar sein. Ein besonderer Meilenstein in diesem Zusammenhang ist die neue KULTour-Bühne, die ab diesem Jahr einsatzbereit ist. Sie soll als mobile Plattform für kulturelle Anlässe jeglicher Art dienen und damit Kunst und Kultur noch näher zu den Menschen bringen. Ziel ist es, dass sich alle Amriswilerinnen und Amriswiler angesprochen fühlen – sei es als Publikum oder als Mitwirkende.

Man kann sagen, Amriswil nimmt auch in Sachen Kultur eine Zentrumsrolle ein. Woran liegt es wohl, dass es hier ein solch breit gefächertes und umfangreiches Kultur- und Kunstangebot gibt?
Das liegt vor allem am grossen Engagement der Kunst- und Kulturschaffenden vor Ort – viele arbeiten mit viel Herzblut und Innovationsgeist, oft ehrenamtlich. Gleichzeitig hat sich Amriswil in den letzten Jahren als Standort positioniert, an dem kulturelles Schaffen nicht nur geduldet, sondern aktiv gefördert wird. Die Stadt bietet gute Infrastrukturen, eine offene Haltung und eine lebendige Vereinslandschaft – das alles trägt zu einem breiten und qualitativ hochstehenden Kulturangebot bei.

In Ihrem Amt als Stadträtin sind Sie auch Präsidentin der Kulturkommission. Wie viele Personen sitzen dieser ein und wie gestaltet sich die Aufgabenverteilung?
Die Kulturkommission besteht aktuell aus acht engagierten Mitgliedern. Die Aufgaben sind so verteilt, dass jedes Mitglied seine fachliche Expertise einbringen kann, sei es bei der Beurteilung von Gesuchen, der Mitgestaltung von Projekten oder der strategischen Entwicklung kultureller Leitlinien. Der Austausch ist offen und konstruktiv, was mir als Präsidentin sehr wichtig ist.

Welchen Stand hat die Kultur in Amriswil?
Die Kultur hat in Amriswil einen festen Platz – sowohl im Stadtbild als auch in der politischen Agenda. Sie wird nicht nur als «Nice-to-have» betrachtet, sondern als Bestandteil unseres Alltages. Kulturpolitik ist damit auch immer Gesellschaftspolitik: Sie fördert Integration, Identifikation und Dialog. Sie schafft Räume für Begegnung, Kreativität und auch für kritisches Nachdenken.

Welches sind die nächsten kulturellen Veranstaltungen in Amriswil?
Nebst den bereits gestarteten Schlossfestspielen in Hagenwil freuen wir uns bereits auf die Einweihung der neuen Ausstellung von «Kunst in Gang» am kommenden Donnerstag, 28. August, im Zwischengang des Stadthauses. Dort wird Elisabeth Ottenburg 365 Postkarten präsentieren. Zudem wird nach dem Netzwerkabend für die Amriswiler Kulturschaffenden die KULTour-Bühne allen Interessierten präsentiert. Knapp eine Woche später am Dienstag, 16. September, dürfen wir den Brunnen «Elixier des Lebens» vor den neuen Alterswohnungen einweihen. Zudem freuen wir uns auf den Besuch an der Radolfzeller Kulturnacht am 2. Oktober. Auch in diesem Jahr ist ein Transport organisiert, die detaillierten Infos dazu folgen bald. Zu guter Letzt sind die Planungen für den ersten Einsatz der KULTour-Bühne am Amriswil on Ice in vollem Gange. Auch in diesem Jahr bietet die Kulturkommission ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm neben dem Eisfeld. Und falls noch nichts Ihren Geschmack getroffen hat, kann ich wärmstens einen Besuch in eines unserer Museen empfehlen. Jeden ersten Sonntag im Monat sind diese nämlich geöffnet. Zudem bietet das Kulturforum viele Veranstaltungen an und wer noch nie eines der  Amriswiler Konzerte besucht hat, dem kann ich einen Besuch nur wärmstens ans Herz legen – es lohnt sich in jedem Fall.

Welche Aufgaben erwarten Sie in den kommenden zwei Jahren noch?
Die Raumsituation für unsere Musikvereine beschäftigt uns weiterhin und es ist uns ein grosses Anliegen, geeignete Proberäume zu finden. Inzwischen haben wir vielversprechende Ansätze, die derzeit konkret geprüft werden. Zudem möchten wir die kulturelle Förderung noch gezielter ausrichten, beispielsweise möchten wir jungen Kunst- und Kulturschaffenden eine neue Plattform bieten. Kunst und Kultur lebt vom Nachwuchs und wir möchten dafür sorgen, dass diese sich entfalten können.

Kunstprojekte im öffentlichen Raum ecken auch gerne an. Wie gehen Sie mit Kritik  an Kunst und Kultur um?
Als Stadträtin ist es meine Aufgabe, den Dialog zwischen Stadt, Bevölkerung und Kunst zu ermöglichen – und manchmal auch auszuhalten. Öffentliche Kunst bewegt sich buchstäblich im Sichtfeld aller, und da ist es ganz normal, dass nicht jedes Werk allen gefällt. Kritik gehört dabei klar zum Prozess. Ich nehme sie ernst, höre zu und versuche, die unterschiedlichen Perspektiven zu verstehen. Gleichzeitig sehe ich es als meine Verantwortung als zuständige Stadträtin, die künstlerische Freiheit zu schützen und mutige Projekte zu ermöglichen – auch wenn sie zunächst irritieren. Die Herausforderung besteht dabei darin, zwischen Offenheit für neue Impulse und dem respektvollen Umgang mit der öffentlichen Meinung zu vermitteln. 

Wie sähe Ihrer Meinung nach ein Amriswil ohne Kultur und Kunst aus?
Grau! Ein solches Amriswil wäre wohl immer noch funktional: Die Strassen gepflegt, die Abläufe geregelt, das Leben organisiert. Und doch würde etwas Entscheidendes fehlen: das Leuchten in den Augen und die Farbe, die Gemeinschaft sichtbar macht. Lassen Sie mich diese Frage als Präsidentin der Kulturkommission kreativ beantworten: Stellen Sie sich vor: Sie sitzen zu Hause. Keine Konzerte, keine Ausstellungen, keine Theaterabende. Kein Vereinsleben, keine gemeinsamen Erlebnisse rund um Musik oder Kunst. Kein Lachen im Publikum, kein gemeinsames Erleben. Nur Monotonie – Alltag ohne Funkeln. Ausdruckslose Gesichter, die sich von einer Beschäftigung zur nächsten quälen. Weder herausgefordert noch inspiriert und trist würde die Bevölkerung Amriswils durchs Leben gehen. Vielleicht würde Amriswil so grau und still werden, dass selbst die Vögel weiterziehen würden. Traurig, nicht wahr? Und wie so oft im Leben gilt auch hier: Wir spüren den wahren Wert erst dann, wenn etwas fehlt. Die Pandemie hat uns schmerzlich vor Augen geführt, wie sehr Kultur unseren Alltag bereichert – emotional, sozial und gesellschaftlich. Genau deshalb engagieren wir uns. Auch wenn Kunst und Kultur manchmal irritiert und provoziert, schafft sie es, uns zu verbinden, uns Freude zu schenken und unvergessliche Momente zu erleben. «Leben mit Kultur» – das heisst: ein Leben voller Farbe, Gefühl und Ausdruck. Manchmal leise und nachdenklich, manchmal laut und mitreissend – aber immer lebendig.     

Petra Stoios amtet seit zwei Jahren als Amriswiler Stadträtin und sitzt in dieser Funktion auch der Kulturkommission vor.
Petra Stoios amtet seit zwei Jahren als Amriswiler Stadträtin und sitzt in dieser Funktion auch der Kulturkommission vor.
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