Drei Städte, drei Identitäten, drei Gemeinden mit einer langen Geschichte – Amriswil, Romanshorn und Arbon können als Hauptstädte der Region Oberthurgau bezeichnet werden. Drei Zentren, nahe beieinanderliegend, die je eigenständig wirken. Was aber, wenn diese Städte ihre Zusammenarbeit ausbreiten würden? Und die Rede ist hier nicht von einer Fusion, sondern vielmehr von einer «tripolaren Stadt». Ein Begriff, mit welchem die drei urbanen Zentren mit viel Potenzial virtuell zusammengefasst werden sollen. Dem Konkurrenz- oder «Gärtli»-Denken soll damit entgegengewirkt werden. Vielmehr sollen künftig Synergien stärker genutzt und Wissen, Ressourcen und Ideen aktiv ausgetauscht werden. «Die Region Oberthurgau bietet wahnsinnig viel Potenzial. Vieles davon kann aber leider nicht vollends ausgeschöpft werden», erklärt Gilbert Piaser, Geschäftsleiter der Regionalplanungsgruppe Oberthurgau. So steigen zwar in allen drei Städten die Einwohnerzahlen stetig an, bei den Arbeitsplätzen ist jedoch ein Wachstum von gerade mal drei Prozent zu verzeichnen. Und dieses liegt damit unter dem kantonalen und dem schweizerischen Schnitt. Das Ziel der tripolaren Stadt ist es, die drei Identitäten zu wahren, aber die Möglichkeiten und Chancen zu nutzen, welche die Region bietet. So soll verhindert werden, dass sich der Oberthurgau zu einer Schlafregion entwickelt.
Leben und arbeiten in der Region
Der Oberthurgau soll nicht nur zum Leben, sondern auch für Arbeitgeber attraktiv sein. Die hier herrschende Dynamik kommt dem Unternehmertum grundsätzlich stark entgegen. Wenn die Region jetzt einen gemeinsamen Fokus darauf richtet, neue Betriebe anzusiedeln und diese bei der Entwicklung zu begleiten, könnte dieser Vorteil gar noch verstärkt werden. Davon würde durch eine einhergehende Steigerung der Wohn- und Freizeitqualität wiederum die ganze Region profitieren.
Ein Generationenprojekt
Die Idee «tripolare Stadt» soll personen- und legislaturübergreifend funktionieren. «Uns ist klar, dass dies nicht in fünf Jahren abgeschlossen sein wird, sondern dass es sich dabei mehr um eine Generationenaufgabe handelt», so Piaser. Geduld wird es demnach genauso brauchen wie Manpower. Und der Profit für die einzelnen Städte wird vielleicht nicht immer gleich sichtbar sein, aber sie sollen erkennen, welche Möglichkeiten es gibt. Immerhin leben in der Region rund 60'000 Menschen und damit annähernd so viele wie in der Stadt St. Gallen. Und dennoch erinnert hier kaum etwas an eine solche Stadt.
Ein langer Weg
Am vergangenen Dienstag fand nun die erste Veranstaltung zum Thema «tripolare Stadt» im ZIKpunkt in Arbon statt. In einem ersten Brainstorming im Auftrag der drei Stadtpräsidenten trugen die Teilnehmenden Ideen zusammen. Denkbar wäre zum Beispiel eine zentrale Lehrlingsstelle, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Oder wieso nicht mal ein Amriswiler Stadtfest in Romanshorn austragen oder ein Austausch der Verwaltungsmitarbeitenden ermöglichen? Fakt ist: Der Impact, den die Region haben könnte, ist bei Weitem nicht ausgeschöpft und bietet noch viel ungenutztes Potenzial. Was dazu nun die ersten Massnahmen sein könnten, wird der ZIKpunkt mit der Regionalplanungsgruppe Oberthurgau gemeinsam mit den Stadtpräsidenten weiter erarbeiten.