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Die falsche Entsorgung von Elektrogeräten ist «brandgefährlich» – Ein Film klärt auf

20. Februar 2025
Im Juni 2023 brannte es in der Huber Industrieabfälle GmbH. Grund für den Brand war ziemlich sicher ein unsachgemäss entsorgter Akku oder ein falsch entsorgtes Elektrogerät. Um die Bevölkerung aufzuklären und zu sensibilisieren, wurde ein Film erstellt, der unter anderem in Amriswil gedreht wurde.

Dinge zu entsorgen, hat etwas Befreiendes. Es schafft Ordnung und erleichtert. Für Corina Huber von der Huber Industrieabfälle GmbH hat Abfall eine ganz andere Bedeutung – und kann auch eine grosse Gefahr darstellen. 

Immer wieder kommt es zu Bränden in Entsorgungshöfen. Auch die Huber Industrieabfälle GmbH war schon betroffen. Können Sie vom Brand im Juni 2023 berichten?
Der 14.Juni 2023 wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben. Wenn am Abend, um 19.03 Uhr das Telefon klingelt, geht man nicht davon aus, dass sich danach alles anders anfühlt. Bis dahin hatte ich an lauwarmen Sommerabenden oft die Zeit im Garten bei Kerzenlicht und einem Feuer verbracht. Jetzt schlägt mein Herz schon schneller, wenn ich nur ein bisschen Rauch rieche. Auch die Bilder bleiben im Kopf. Der Umgang mit dieser potentiellen Gefahr in einem Entsorgungshof ist eine grosse Herausforderung.

Was genau hat damals zum Brand geführt?
Was zum Brand geführt hat, wurde zwar untersucht, aber die Ursache konnte nicht abschliessend ermittelt werden. Erfahrungen zeigen jedoch, dass neue Konsumgüter wie Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus und E-Zigaretten falsch entsorgt werden und es dadurch zu Bränden kommt. Lithium-Ionen-Akkus sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Man findet sie in Smartphones, in Vapes oder in E-Bikes – doch oft auch in Produkten, in welchen man sie nicht vermutet: In einem sprechenden Plüschtier, der musikalischen Geburtstagskarte oder den kabellosen Kopfhörern. Einige dieser Produkte landen statt in der Elektrosammlung im Hauskehricht oder in einer falschen Sammlung. Dadurch gehen nicht nur wertvolle Rohstoffe verloren, sondern es bergen sich auch erhebliche Gefahren. Denn Beschädigte oder falsch entsorgte Akkus können schnell zur Brandgefahr werden. 

Wie gross war der entstandene Schaden? 
Wir hatten Glück im Unglück. Das Feuer entfachte sich im Freien, die Amriswiler Feuerwehr war schnell vor Ort und das Gebäude blieb verschont. Trotzdem entstand ein Sachschaden von rund 25'000 Franken.

Haben Sie in Ihrem Betrieb seither bezüglich Brandschutz um- oder aufgerüstet?
Uns war schon vor dem Brand klar, dass wir in den technischen Brandschutz investieren wollen, denn ein Angebot von rund 60'000 Franken lag schon auf dem Tisch. Nun ja, man könnte meinen, wir waren zu spät. Mir wurde jedoch sofort klar, dass wir mit einer Brandmeldeanlage genau die richtige Entscheidung getroffen haben, denn es handelt sich um eine Investition in die Zukunft. Eines steht fest: Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal sein, dass sich etwas entzündet.

Wie sensibilisieren Sie die Kundinnen und Kunden zum Thema «Sicheres Entsorgen» und Brandschutz?
Über die Webseite brandgefaehrlich.ch wird die Bevölkerung umfassend über die Gefahren von falsch entsorgten Akkus und Elektrogeräten sowie über die richtige Entsorgung informiert. Um auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, lanciert Swiss Recycle gemeinsam mit den Sammelsystemen für Batterien (INOBAT) und Elektro- und Elektronikgeräte (SENS eRecycling und Swico) eine nationale Sensibilisierungskampagne. Für mich ist die Sensibilisierung der Bevölkerung ein zentrales Thema. Zudem ist ein einheitliches Auftreten von grosser Bedeutung. Wir hatten die Gelegenheit, einen Beitrag zur schweizweiten Kampagne brandgefaehrlich.ch zu leisten. Am 11. November 2024 wurde bei uns mit der Amriswiler Feuerwehr für diese Kampagne ein Film und mehrere Kurzfilme gedreht. Für mich war dies insofern wichtig, weil ich das Erlebte noch einmal verarbeiten konnte. (Via QR-Code im Bild kann der Film angeschaut werden.)

Elektrogeräte sind bezogen auf Entzündbarkeit die gefährlichsten Abfallstoffe. Woran erkennt man ein Elektrogerät?
Bei Unsicherheiten, ob es sich bei einem Gegenstand um ein Elektrogerät handelt, können folgende fünf Fragen Klarheit schaffen:

  • Hat der Gegenstand ein Kabel oder Stecker?
  • Enthält der Gegenstand einen Akku oder Batterien?
  • Erzeugt der Gegenstand Licht?
  • Dient der Gegenstand der Kühlung oder sorgt er für ein besseres Raumklima?
  • Erzeugt oder speichert der Gegenstand Strom?

Lautet mindestens eine Antwort «Ja», dann handelt es sich um ein Elektrogerät, das fachgerecht entsorgt werden muss. Sie können kostenlos an allen Verkaufs- und Sammelstellen abgegeben werden.

Wie werden solche Abfälle sicher entsorgt?
In der Schweiz kommt es immer wieder vor, dass sich nicht ordnungsgemäss entsorgte Akkus entzünden – sei es im Haushalt, in Entsorgungsfahrzeugen oder in Abfallanlagen. Solche Vorfälle können erhebliche Schäden verursachen und sind ein Risiko für Mitarbeitende und die Bevölkerung. Deshalb ist es wichtig, dass Akkus und Elektrogeräte korrekt entsorgt werden. Hier vier einfache Massnahmen, zur korrekten und sicheren Entsorgung:

  • 1. Elektrogeräte nicht in den Hauskehricht werfen.
  • 2. Akkus, wenn möglich, von den Elektrogeräten trennen.
  • 3. Aufgeblähte Elektrogeräte und Akkus zu bedienten Sammelstellen bringen und dort in die vorgesehenen Behälter entsorgen.
  • 4. Elektrogeräte kostenlos an Verkaufsstellen zurückgeben – auch ohne Neukauf.

Wie genau können Sie die von den Kunden gebrachten Abfallstoffe kontrollieren? 
Da muss unterschieden werden, ob die Kunden Kleinmengen am Ökihof abgeben oder Grossmengen über die Waage direkt ins Abfallfach entsorgen. Bei Kleinmengen ist es bedeutend einfacher. Was uns Kopfzerbrechen bereitet, sind die Grossanlieferungen. Obwohl wir die Kunden beim Wareneingang entsprechend aufklären. In den Abfall gehören keine elektrischen und elektronischen Geräte, kein Turnschuh der leuchtet, keine Akkus und Batterien, keine Flüssigkeiten und keine Gasflaschen. Und dennoch finden wir täglich solche Gegenstände im Abfall. Die Wareneingangskontrolle hat sich in den letzten Jahren massiv erschwert, deshalb ist es besonders wichtig, die Bevölkerung auf diese Gefahren aufmerksam zu machen. Oft ist es das Unwissen, ab und zu aber natürlich auch die Bequemlichkeit.

Was wird am häufigsten falsch entsorgt?
Täglich beschäftigen wir uns ununterbrochen mit Fehlwürfen. Sei es Karton im Papier, Glas in den Getränkedosen, oder Spraydosen im Kunststoff. Unsere Mitarbeitenden versuchen die Bevölkerung aufzuklären, meistens mit Erfolg aber oft stossen wir auch auf Unverständnis – das gehört einfach dazu. Der Spass hört eben da auf, wenn Li-Ionen-Batterien unsachgemäss entsorgt werden. Zudem ist es besonders wichtig, defekte Batterien immer dem Personal abzugeben. 

Wie schädlich ist ein solches Feuer, wie es bei euch eines gab, auch für die Umwelt? 
Jeder Brand ist eine Gefahr für Mitarbeitende, Bevölkerung und natürlich auch für die Umwelt. Bei uns kommt noch hinzu, dass wir uns zwischen zwei Bächen befinden. Jedes Entsorgungsunternehmen ist Inhaber einer Betriebsbewilligung. Es werden nicht nur die Abfallarten und Mengen definiert, sondern auch der Gewässerschutz geregelt. Kommt es dennoch zu einem Grossbrand, ist natürlich auch die Umwelt gefährdet. Um einen Grossbrand zu vermeiden, ist ein technischer Brandschutz unumgänglich.

Was genau zeigt denn die Kampagne «Brandgefährlich» auf?
Die Sensibilisierungskampagne ist viel mehr als nur Hinweis auf die Brände. Sie zeigt, dass durch die korrekte Entsorgung auch wertvolle Rohstoffe dem stofflichen Kreislauf zugeführt werden. Zudem hält sie vor Augen, wieviel Elektroschrott wir produzieren und konsumieren. Ob dieser enorme Konsum sinnvoll ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden.  

Hier geht's zum Film. 

Die unsachgemässe Entsorgung von Elektrogeräten oder Akkus führt in Entsorgungshöfen immer wieder zu Bränden.
Die unsachgemässe Entsorgung von Elektrogeräten oder Akkus führt in Entsorgungshöfen immer wieder zu Bränden.
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