Hanspeter Gmür wurde am 5. August 1936 als einziger Sohn neben sieben Schwestern geboren. Aufgewachsen ist er in St. Gallen. Mit elf Jahren kam er als Schüler ins Kloster Einsiedeln, fiel dort mit seinem glockenhellen Sopran auf und wollte, statt anderes zu lernen, nur noch Musik machen. Seine musikalische Ausbildung erhielt er sowohl in Einsiedeln und Luzern, als auch in München, ergänzt durch internationale Dirigentenkurse. Als junger Kapellmeister war er ab 1961 am Stadttheater St. Gallen, anschliessend in Klagenfurt tätig, wo er 1966 zum Opernchef aufstieg. 1970 gründete er die Camerata Rhenania, mit der er nebst Konzerten und Konzertreisen regelmässig Radio-Aufnahmen produzierte. Konzerte, Tourneen sowie viele Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen führten ihn als Gastdirigent in nahezu alle europäischen Länder. Unter anderem auch nach Ungarn, wo er mehrmals die Budapester Philharmoniker dirigierte. 1980 bis 2001 war er Direktor der Städtischen Musikschule Friedrichshafen, 1985 bis 2002 künstlerischer Leiter der Schlosshof-Oper und bis 2013 des Musiktheaters Friedrichshafen. Mit dem Kammerorchester Amriswil führte er in den 23 Jahren insgesamt 128 Konzerte mit total 66 kompletten Programmen und gesamthaft 224 Werken oder Titeln durch. Für sein breites Musikschaffen ehrte ihn seine Geburtsstadt St. Gallen mit dem Kulturförderpreis.
Hanspeter Gmür lebte für die Musik und mit der Musik. Leider aber auch nur mit der Musik. So verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand nach dem letzten Dirigieren im September 2022 zusehends. Nach schon längerer Krankheit schwächte ihn eine Grippe im Herbst stark und er erholte sich nicht mehr gänzlich davon. Nach einer Operation Ende Januar ist er nicht mehr aufgewacht und verstarb im Beisein seiner Familie.
Gmürs Leben war geprägt von der Sehnsucht nach Musik und danach, musizieren zu dürfen. Dieser Sehnsucht ordnete er alles unter und entschied sich, gegen den Willen der Eltern, für eine musikalische Ausbildung und für ein Leben mit der Musik. Diese Sehnsucht übertrug er auch etlichen Schülern und Wegbegleitern. Gerade für junge Menschen hatte er Geduld und ein feines Gespür, erkannte Begabung und förderte diese gezielt. Es ging in den Konzerten nicht um die grosse Bühne oder die Show, sondern darum, die Musik so zu spielen und zum Ausdruck zu bringen, wie er sie fühlte. Dies trieb ihn dazu an, nimmermüde, höchst engagiert, mit viel Disziplin und auf die Details bedacht mit seinen Musikern und Orchestern zu arbeiten. Bis zur letzten Probe, dem letzten Konzert, dem letzten Takt – er war ein Perfektionist.
Als musikalischer Leiter vom Kammerorchester Amriswil dirigierte Hanspeter Gmür nicht nur, sondern war zudem für die Zusammenstellung der Programme, die Suche nach Solisten und Bläsern sowie dem Arrangieren vom Notenmaterial zuständig. Für alle Proben war er immer bestens vorbereitet und ist mit Freude nach Amriswil gekommen. Er genoss und lebte das Dirigieren wie er auch für die Musik lebte. Neben dem Dirigenten durften wir aber auch den Menschen Hanspeter Gmür kennenlernen. So versuchte er die Proben mit einigen humorvollen oder zum Geschehen passenden Geschichten seiner Tourneen und Konzerte aufzulockern. Ebenfalls war er ein guter Gastgeber an seinen Geburtstagen sowie ein unterhaltsamer und kommunikativer Vereinskollege. Das Kammerorchester Amriswil wird Hanspeter Gmür in würdevoller Erinnerung behalten. Jeder und jede wird sich an die eigenen wundervollen Momente erinnern, die zusammen erlebt wurden. Uns gefällt die tröstende Vision seines Sohnes: «Er wird – da wo er sich nun befindet – bestimmt schon eifrig dabei sein, ein versiertes Orchester zusammenzustellen…»
Die Beisetzung fand am 3. März im Kreise der Familie, Freunde und Wegbegleiter in Friedrichshafen statt.